Olbernhau: Jedes Jahr im Mai steht, vor allem bei den Kleingärtnern, die spannende Frage, wann stellen sich die Eisheiligen ein? Sind sie pünktlich um den 12. Mai, verspäten sie sich oder fallen sie ganz aus? Der meteorologische Rückblick des Olbernhauer Hobbymeteorologen, Dirk Christoph, über den Wonnemonat Mai gibt Auskunft.
Schaut man sich die Tageslänge um den 10. bis 12. Mai an, so reibt man sich ohnehin verwundert die Augen und käme überhaupt nicht auf die Idee, an Frost zu denken. Bis zu den längsten Tagen zur Sommersonnenwende fehlen morgens lediglich 30, abends 40 Minuten. Doch die großräumige Erwärmung der Nordhalbkugel ist erst noch in vollem Gange, und so können bei Nord- bis Nordostströmung mitunter recht drastische Kaltlufteinbrüche bis weit in den Süden Europas vordringen. Nach dem gleichen Prinzip, allerdings in umgekehrter Richtung, läuft im Herbst die etwas schleppendere Abkühlung ab. Weswegen es trotz der kürzesten Tage um Weihnachten selten so richtig kalt ist und es dementsprechend kaum weiße Weihnachten gibt. Der Hochwinter findet bekanntermaßen erst im Januar und Februar statt, obwohl die Sonne schon so langsam höher steigt.
In diesem Jahr stand so ein wenig die Vermutung im Raum, dass die Eisheiligen schon vorfristig mit den recht kalten Nächten Ende April/ Anfang Mai vorüber sein könnten. Der Mai startet auch gleich an den ersten beiden Tagen mit Bodenfrost von minus 1,6 bzw. minus1,0 Grad. Auch wenn es das damit rückblickend messtechnisch war mit dem Frost, die Gefahr blieb tageweise bis zum Monatsende bestehen. Am 29. und 31. machte das Thermometer 5 Zentimeter über dem Erdboden bei 0,3 Grad halt. Dies gemessen an der Wetterstation in 480 Metern Höhe über dem Meeresspiegel, wohl wissend, dass es in exponierten Lagen, auch in Olbernhau, sehr wahrscheinlich deutlich kälter war.
Aber die Tagestemperaturen zogen mit Beginn der zweiten Monatsdekade deutlich an und übersprangen mit viel Sonnenschein am 9. Mai die 20-Grad-Marke, um zwei Tage später mit 26,2 Grad den ersten Sommertag des Jahres zu markieren. Die Natur, die seit 26. April bis zum 15. Mai, bis auf eine geringfügige Ausnahme, 20 Tage durchgehend trocken stand, erwachte trotzdem explosionsartig zum Leben. Am deutlichsten sichtbar wurde das durch die enorme Freisetzung der Fichtenpollen. Enorme Schwaden, noch von weitem sichtbar, wurden hauptsächlich vom 11. bis 14. Mai durch den mäßigen Wind verteilt.
Dringend benötigter Regen, der auch das „Problem“ Blütenstaub lösen konnte, fiel erst am späten Abend des 16. und am Tage des 17. Mai mit insgesamt 14,7 Litern pro Quadratmeter binnen rund 18 Stunden. Unheimlich wichtig, aber anhand der Trockenheit zuvor viel zu wenig. Zumal bis Monatsende nur sporadisch geringe Mengen folgten.
Insgesamt fielen im Mai nur 34,1 Liter pro Quadratmeter des kostbaren Nass vom Himmel, mit 44 Prozent nicht mal annähernd die Hälfte des langjährigen Mittels. Die Sonne hingegen zeigte sich mit 110-prozentiger Übererfüllung täglich und trieb die Monatsmitteltemperatur in überdurchschnittliche Höhen. Mit 13,4 Grad, was 1,3 Grad über dem Soll bedeutet, ist der Mai des Jahres 2022 der Drittwärmste der vergangenen 15 Jahre.
Der Frühling (Monate März bis Mai) konnte auf Grund des leicht zu kühlen März und viel zu kalten April nicht ganz das Mittel erreichen. Der Niederschlag fiel nach einem Jahr Pause, leider wieder ins alte, viel zu trockene Muster zurück. Seit 2010 brachten nur das Frühjahr 2013 und 2021 ausreichend Niederschlag.
D. Christoph