Januar geizte mit Sonne

Olbern­hau: Der Olbern­hau­er Hob­by­me­teo­ro­lo­ge, Dirk Chris­toph, fasst für die Leser des Erz­ge­bir­ge Kurier den Monat Janu­ar aus meteo­ro­lo­gi­scher Sicht zusam­men:

Die his­to­ri­schen Tem­pe­ra­tu­ren vom Sil­ves­ter­tag des ver­gan­ge­nen Jah­res setz­te das neue Jahr an den ers­ten Tagen des Janu­ars unver­min­dert fort. In Olbern­hau wur­den in den ver­gan­ge­nen 45 Jah­ren Wet­ter­be­ob­ach­tun­gen an einem 1. und 2. Janu­ar mit 11,0 bzw. 12,7 Grad Cel­si­us noch nie so hohe Wer­te gemes­sen. Der Grund­stein für einen deut­lich zu mil­den Monat war gelegt. Das extrem hohe Tem­pe­ra­tur­ni­veau konn­te natür­lich an den Fol­ge­ta­gen nicht gehal­ten wer­den, was auch völ­lig unna­tür­lich für die Jah­res­zeit gewe­sen wäre.

Am 7. Janu­ar, aus einer mit minus 8,1 Grad kal­ten Nacht kom­mend, erreich­ten die Tages­höchst­wer­te nicht ein­mal den posi­ti­ven Bereich. Minus 0,1 Grad bedeu­te­tet, wenn auch knapp, den ers­ten von ledig­lich zwei Eis­ta­gen des Monats. Die­ses Kri­te­ri­um ist erfüllt, wenn die Tages­höchst­tem­pe­ra­tur unter 0,0 Grad bleibt. Von nun an, also mit mehr als zwei Drit­tel, dem gro­ßen Rest des Monats, gab es kei­ner­lei Aus­rei­ßer bei den Tem­pe­ra­tu­ren mehr. In der Nacht lagen sie nahe­zu aus­nahms­los in der Span­ne zwi­schen minus fünf und null Grad. Am Tag beweg­ten sie sich eben­so lang­wei­lig zwi­schen null und fünf Grad. Ansons­ten prä­sen­tier­te sich das Wet­ter alles ande­re als lang­wei­lig. Vor allem unan­ge­neh­mer Wind war sehr häu­fig mit dabei. Selbst im, außer höchs­tens vom Böh­mi­schen Wind, eigent­lich nicht so wind­an­fäl­li­gem Flöha­tal ste­hen zwölf Stark­wind­ta­ge zu Buche, also min­des­tens Stär­ke 6.

Für den ange­spro­che­nen Böh­mi­schen Wind hät­te es eines Osteuropa-Hochs bedurft. Eines, was grim­mi­ge Käl­te aus Ost bzw. Nord­ost her­an­führt. Davon war jedoch weit und breit nichts in Sicht. Immer wie­der bestimm­ten atlan­ti­sche Tief­aus­läu­fer das Wet­ter­ge­sche­hen. Mit Blitz und Don­ner wur­de in der Nacht zum 3. Janu­ar die unge­wöhn­lich mil­de Luft ver­trie­ben. Drei klei­ne nahe­zu unbe­deu­ten­de Win­ter­ein­brü­che gab es um den 8., noch­mals am 21. und zuletzt am 28. Janu­ar. Außer in den höhe­ren Lagen hat­ten die­se bis zu maxi­mal acht Zen­ti­me­ter Schnee nie län­ger Bestand als zwei bis höchs­tens sechs Tage. Viel­leicht lohnt es sich ja, die­se klei­nen Win­ter­epi­so­den zu zäh­len, um zu wis­sen, wann der Win­ter end­gül­tig abge­dankt hat. Einer Bau­ern­re­gel zu Fol­ge heißt es bekannt­lich: „Ist bis Hoch­neu­jahr (6. Janu­ar) kein rich­ti­ger Win­ter, kommt auch kei­ner mehr dahin­ter.“ Oder „…,dann bekommt er fünf bis sie­ben klei­ne Kin­der.“ So rich­tig für bare Mün­ze soll­te man das auch nicht neh­men, denn es gibt, so wie 1993 und 2005 kras­se Gegen­bei­spie­le mit viel Schnee im Febru­ar und März nach bis dahin nahe­zu schnee­lo­ser Zeit.

Die Wahr­schein­lich­keit eines lan­gen und har­ten Win­ters, wie er im Herbst von eini­gen Meteo­ro­lo­gen, die sich mit Lang­frist­mo­del­len beschäf­ti­gen, pro­phe­zeit wur­de, dürf­te aber mit Ablauf des Janu­ar end­gül­tig vom Tisch sein. Natür­lich ist auch der Febru­ar ein Win­ter­mo­nat, der viel Schnee und Käl­te brin­gen kann. Selbst im März und April muss mit­un­ter mit mehr oder weni­ger gro­ßen Win­ter­ein­brü­chen gerech­net wer­den. Zumin­dest der Begriff „lan­ger Win­ter“ soll­te aber end­gül­tig abge­hakt sein. Somit zeigt die Natur die­sen Ver­su­chen der Lang­frist­vor­her­sa­ge wie­der ein­mal ihre Gren­zen auf. Es bleibt also dabei: Eine Wet­ter­vor­her­sa­ge beschränkt sich auf drei bis sechs Tage, für bis zu zehn oder fünf­zehn Tage sind es Trends und alles dar­über hin­aus, wenn auch beliebt, bleibt lei­der Kaf­fee­satz­le­se­rei.

Der zurück­lie­gen­de Janu­ar schloss um 1,6 Grad zu warm ab und war mit 86,6 Litern pro Qua­drat­me­ter (124 Pro­zent) deut­lich zu nass. Das Mar­kan­tes­te, was wohl fast jeder bemerkt und beklagt hat, waren die ledig­lich 25 Stun­den Son­nen­schein, die mit knapp 49 Pro­zent nicht mal die Hälf­te des Solls erreich­ten.

EK-Red.