Trockenster September seit 2006

Olbern­hau: Auf dem Sep­tem­ber, auch der Mai des Herbs­tes genannt, ruh­te die letz­te Hoff­nung auf einen zumin­dest eini­ger­ma­ßen ver­söhn­li­chen Som­mer­aus­klang. Die Som­mer­bi­lanz sah ja bis­her eher mäßig aus. Und tat­säch­lich braucht er sich nicht zu ver­ste­cken. Irgend­wel­che Rekor­de wur­den zwar bei wei­tem nicht gebro­chen. Bemer­kens­wert ist aber die recht hohe Anzahl an Tagen mit einer Höchst­tem­pe­ra­tur über 20 Grad. Im Sep­tem­ber wur­de das an immer­hin 17 Tagen erreicht, vor allem in der ers­ten Monats­hälf­te.

Der Hoch­som­mer­mo­nat August, mit einer nor­ma­ler­wei­se um 4,5 Grad höhe­ren Monats­mit­tel­tem­pe­ra­tur, schaff­te in die­sem Jahr gera­de mal 15 sol­cher Tage. Dies ist zwar kein offi­zi­el­les Maß, wie die Anzahl der Som­mer­ta­ge, für die es 25 Grad bedarf, doch auch davon hat­te der Sep­tem­ber mit genau 25,0 Grad am 10. des Monats einen geschafft. Einen wei­te­ren hat­te tags zuvor der Böh­mi­sche Wind noch ver­hin­dert.

Wind im all­ge­mei­nen ver­hin­dert auf Grund der Ver­mi­schung der boden­na­hen Luft­schich­ten am Tage spe­zi­ell im Som­mer oft Rekord­tem­pe­ra­tu­ren. Nachts mini­miert er das unge­hin­der­te Absin­ken der kal­ten Luft, was den gefürch­te­ten Boden­frost in den Über­gangs­jah­res­zei­ten Früh­ling und Herbst ver­hin­dert. Ster­nen­kla­rer Him­mel und Wind­stil­le hin­ge­gen sind die bes­ten Zuta­ten für Nacht­frost. Von die­sem waren wir in die­sem Jahr im Sep­tem­ber weit ent­fernt. Dass er als der acht­wärms­te Sep­tem­ber seit 45 Jah­ren abschließt, ver­dankt er auch die­sen über­aus mil­den Näch­ten. So mild wie schon 14 Jah­re nicht mehr.

Nach einem klei­nen Tem­pe­ra­tur­ein­bruch ab 16. Sep­tem­ber, mit wenig Son­ne und eini­gen Schau­ern, zog am 23. das ers­te Sturm­tief des Herbs­tes über den Nor­den Deutsch­lands. An sei­ner Süd­ost­flan­ke lenk­te die­ses Tief „Uwe“ noch­mals ange­neh­me bis zu 23 Grad war­me Luft in unse­re Regi­on.

Ins­ge­samt schloss der Sep­tem­ber um 1,3 Grad zu warm ab. Somit ist er erst der zwei­te Monat in die­sem Jahr, der gegen­über dem 30-jährigen Mit­tel von 1991-2020 zu warm aus­fällt. Die Son­ne hat­te aller­dings zu häu­fig das Nach­se­hen und erreich­te mit 145 Stun­den nur 93 Pro­zent des Monats­solls. Doch auch die durch ein­zel­ne Schau­er oder Nie­sel­re­gen ver­ur­sach­te Nie­der­schlags­men­ge sum­miert sich ledig­lich auf 31,7 Liter pro Qua­drat­me­ter, was 45 Pro­zent vom Mit­tel ent­spricht. Damit war es der tro­ckens­te Sep­tem­ber seit 2006.

Was schon jetzt in die­sen Tagen immer von all­ge­mei­nem Inter­es­se ist: Lässt sich ablei­ten, ob auf einen mil­den Sep­tem­ber ein kal­ter und schnee­rei­cher Win­ter oder gera­de auch nicht folgt? Die Bau­ern­re­geln schwei­gen sich dar­über weit­ge­hend aus. Es heißt nur: „September-Donner pro­phe­zeit vie­len Schnee zur Weih­nachts­zeit“. In der Ver­gan­gen­heit sah es so aus, dass der Win­ter 2006/ 2007 nach einem der wärms­ten Sep­tem­ber fast völ­lig aus­blieb. Ein nur kur­zes Win­ter­in­ter­mez­zo folg­te auf einen eben­so war­men Sep­tem­ber 1999. Ähn­li­ches sagt die Sta­tis­tik über den Win­ter 1982/1983 aus. Doch es kann auch anders aus­ge­hen, wie das Bei­spiel 2016 zeigt. Nach einem Super-September mit Spät­som­mer­wär­me an sechs Tagen bis zu knapp 28 Grad und Son­ne satt, aber auch drei Gewit­ter­ta­gen, folg­te der schnee­reichs­te Win­ter der zurück­lie­gen­den acht Jah­re mit bis zu 65 Zen­ti­me­ter Schnee und einem bit­ter kal­ten Janu­ar. Aller­dings ließ sich dann der Früh­ling auch nicht lan­ge bit­ten. Ob die drei Gewit­ter­ta­ge, die der zurück­lie­gen­de Monat parat hat­te, wirk­lich einen schnee­rei­chen Win­ter vor­her­sa­gen kön­nen, bleibt zu bezwei­feln und wie immer abzu­war­ten.

Der Hun­dert­jäh­ri­ge Kalen­der indes lag mit der September-Prognose kom­plett dane­ben. Es stand geschrie­ben: „Im Sep­tem­ber gibt es weni­ge war­me Tage. Anfang des Monats sorgt der Regen für kal­te Tage.“ Die Rea­li­tät: Bis zum 10. Sep­tem­ber fiel kein Trop­fen Regen und die über­durch­schnitt­lich war­me Pha­se, spe­zi­ell Anfang des Monats, wur­de bereits aus­führ­lich erwähnt. Man soll­te es als lus­ti­gen Kalen­der­spruch bewer­ten, aber mehr auch nicht.

D. Chris­toph