Olbernhau: Auf dem September, auch der Mai des Herbstes genannt, ruhte die letzte Hoffnung auf einen zumindest einigermaßen versöhnlichen Sommerausklang. Die Sommerbilanz sah ja bisher eher mäßig aus. Und tatsächlich braucht er sich nicht zu verstecken. Irgendwelche Rekorde wurden zwar bei weitem nicht gebrochen. Bemerkenswert ist aber die recht hohe Anzahl an Tagen mit einer Höchsttemperatur über 20 Grad. Im September wurde das an immerhin 17 Tagen erreicht, vor allem in der ersten Monatshälfte.
Der Hochsommermonat August, mit einer normalerweise um 4,5 Grad höheren Monatsmitteltemperatur, schaffte in diesem Jahr gerade mal 15 solcher Tage. Dies ist zwar kein offizielles Maß, wie die Anzahl der Sommertage, für die es 25 Grad bedarf, doch auch davon hatte der September mit genau 25,0 Grad am 10. des Monats einen geschafft. Einen weiteren hatte tags zuvor der Böhmische Wind noch verhindert.
Wind im allgemeinen verhindert auf Grund der Vermischung der bodennahen Luftschichten am Tage speziell im Sommer oft Rekordtemperaturen. Nachts minimiert er das ungehinderte Absinken der kalten Luft, was den gefürchteten Bodenfrost in den Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst verhindert. Sternenklarer Himmel und Windstille hingegen sind die besten Zutaten für Nachtfrost. Von diesem waren wir in diesem Jahr im September weit entfernt. Dass er als der achtwärmste September seit 45 Jahren abschließt, verdankt er auch diesen überaus milden Nächten. So mild wie schon 14 Jahre nicht mehr.
Nach einem kleinen Temperatureinbruch ab 16. September, mit wenig Sonne und einigen Schauern, zog am 23. das erste Sturmtief des Herbstes über den Norden Deutschlands. An seiner Südostflanke lenkte dieses Tief „Uwe“ nochmals angenehme bis zu 23 Grad warme Luft in unsere Region.
Insgesamt schloss der September um 1,3 Grad zu warm ab. Somit ist er erst der zweite Monat in diesem Jahr, der gegenüber dem 30-jährigen Mittel von 1991-2020 zu warm ausfällt. Die Sonne hatte allerdings zu häufig das Nachsehen und erreichte mit 145 Stunden nur 93 Prozent des Monatssolls. Doch auch die durch einzelne Schauer oder Nieselregen verursachte Niederschlagsmenge summiert sich lediglich auf 31,7 Liter pro Quadratmeter, was 45 Prozent vom Mittel entspricht. Damit war es der trockenste September seit 2006.
Was schon jetzt in diesen Tagen immer von allgemeinem Interesse ist: Lässt sich ableiten, ob auf einen milden September ein kalter und schneereicher Winter oder gerade auch nicht folgt? Die Bauernregeln schweigen sich darüber weitgehend aus. Es heißt nur: „September-Donner prophezeit vielen Schnee zur Weihnachtszeit“. In der Vergangenheit sah es so aus, dass der Winter 2006/ 2007 nach einem der wärmsten September fast völlig ausblieb. Ein nur kurzes Winterintermezzo folgte auf einen ebenso warmen September 1999. Ähnliches sagt die Statistik über den Winter 1982/1983 aus. Doch es kann auch anders ausgehen, wie das Beispiel 2016 zeigt. Nach einem Super-September mit Spätsommerwärme an sechs Tagen bis zu knapp 28 Grad und Sonne satt, aber auch drei Gewittertagen, folgte der schneereichste Winter der zurückliegenden acht Jahre mit bis zu 65 Zentimeter Schnee und einem bitter kalten Januar. Allerdings ließ sich dann der Frühling auch nicht lange bitten. Ob die drei Gewittertage, die der zurückliegende Monat parat hatte, wirklich einen schneereichen Winter vorhersagen können, bleibt zu bezweifeln und wie immer abzuwarten.
Der Hundertjährige Kalender indes lag mit der September-Prognose komplett daneben. Es stand geschrieben: „Im September gibt es wenige warme Tage. Anfang des Monats sorgt der Regen für kalte Tage.“ Die Realität: Bis zum 10. September fiel kein Tropfen Regen und die überdurchschnittlich warme Phase, speziell Anfang des Monats, wurde bereits ausführlich erwähnt. Man sollte es als lustigen Kalenderspruch bewerten, aber mehr auch nicht.
D. Christoph