Wetter 2020: zu warm, zu trocken und sonnenreich

Olbern­hau: Der Olbern­hau­er Hob­by­me­teo­ro­lo­ge Dirk Chris­toph lässt das zurück­lie­gen­de Wet­ter­jahr noch ein­mal Revue pas­sie­ren. Aber lesen Sie selbst:

Mit einer Jah­res­mit­tel­tem­pe­ra­tur von 9,0 Grad (+1,1 Grad zu warm) geht das Jahr 2020, nach 2018, 2019 und 2014 als viert­wärms­tes in die Geschich­te ein. Bis auf den Won­ne­mo­nat Mai fie­len alle ande­ren Mona­te zum Teil deut­lich zu warm aus. Gleich­zei­tig war es das sie­ben­te zu tro­cke­ne und auch zu son­nen­rei­che Jahr in Fol­ge.

Den Win­ter 2019/20, übri­gens der zweit­wärms­te seit 40 Jah­ren, kann man durch­aus als Total­aus­fall bezeich­nen. An nur 17 Tagen lag eine mess­ba­re Schnee­de­cke über 1 cm, am höchs­ten mit 9 cm am 6. und 7. Febru­ar. Sta­tis­tisch ein­ma­lig: in kei­ner ein­zi­gen Nacht fiel das Ther­mo­me­ter in den stren­gen Frost­be­reich (mehr als -10 Grad C). Auch die Anzahl der Eis­ta­ge (nur 4) ist his­to­risch nied­rig. Zum Ver­gleich: Im letz­ten deut­lich zu kal­ten Jahr 2010 gab es 72 sol­cher Tage mit einem Tages­ma­xi­mum unter 0 Grad C. Bei den Som­mer­ta­gen (mehr als 25 Grad C) und hei­ßen Tagen (mehr 30 Grad C) gab es bei wei­tem kei­ne Rekor­de, aber über dem Mit­tel des lang­jäh­rig übli­chen lagen sie den­noch. Nach­fol­gend eini­ge Höhe­punk­te der Mona­te im ein­zel­nen.

Den bereits viel zu war­men Dezem­ber 2019 über­trumpf­te der Janu­ar 2020 deut­lich (+ 3,6 Grad). Dabei war er sehr tro­cken (42 Pro­zent) und zu son­nen­schein­reich (165 Pro­zent). Sicher nur meteo­ro­lo­gisch bemer­kens­wert, am 20. Janu­ar gab es mit 1048 Hek­to­pas­cal einen neu­en Luft­druck­re­kord zu ver­bu­chen.

Trotz noch grö­ße­rer Tem­pe­ra­tur­ab­wei­chung im Febru­ar (+4,4 Grad) gab es den­noch mit maxi­mal 9 Zen­ti­me­tern die größ­te Schnee­hö­he des Jah­res. Ein Sturm­tief nach dem ande­ren zog über die Regi­on, teils auch mit Blitz und Don­ner. Mit 136 Litern pro Qua­drat­me­ter (231 Pro­zent) fiel so viel Nie­der­schlag in einem Febru­ar wie zuletzt 1961. Hypo­the­tisch, also win­ter­li­che Tem­pe­ra­tu­ren vor­aus­ge­setzt, hät­te das in etwa 1,36 Meter Schnee­hö­he bedeu­tet.

Ein sta­bi­les Ruß­land­hoch lenk­te im März, vor allem nach dem kalen­da­ri­schen Früh­lings­an­fang, kal­te Fest­lands­luft her­an. Dies führ­te zur zweit­käl­tes­ten drit­ten März­de­ka­de seit vier Jahr­zehn­ten. Die käl­tes­te Nacht des Win­ters 2019/20 und des Jah­res 2020 wur­de am 23. März mit minus 9,0 Grad gemes­sen. Die kla­re kal­te Luft ver­schaff­te der Son­ne die Mög­lich­keit, fast dop­pelt so viel zu schei­nen wie üblich (182 Pro­zent).

Mit 281 Stun­den (223 Pro­zent) leg­te der April bei der Son­nen­schein­dau­er noch eins drauf. Dafür gab es am Mor­gen des 14. April einen Zen­ti­me­ter Schnee. Ins­ge­samt aber leg­te der Monat mit nur 9,6 Litern pro Qua­drat­me­ter (14 Pro­zent) den Grund­stein für eine erneu­te Früh­jahrstro­cken­heit.

Der Mai war, genau wie schon im vor­an­ge­gan­ge­nen Jahr, der ein­zi­ge zu kal­te Monat des Jah­res (-2,0 Grad). Am Abend des 11. Mai hat­te sich nach einem kräf­ti­gen Schnee­schau­er noch­mals vor­über­ge­hend eine dün­ne Schnee­de­cke gebil­det. Die letz­te der mit fünf über­pro­por­tio­nal vie­len Frost­näch­te war erst am 16. Mai über­stan­den.

Ähn­lich wie die Eis­hei­li­gen im Mai, mach­te dem Juni nun die Schafs­käl­te zu schaf­fen. Nur spo­ra­disch tra­ten eini­ge schö­ne war­me Tage auf. Dies­be­züg­lich, aber auch bei Nie­der­schlag und Son­nen­schein, hielt sich der Monat sta­tis­tisch gese­hen wei­test­ge­hend im nor­ma­len Rah­men.

Durch ein ziem­li­ches Auf und Ab der Tem­pe­ra­tu­ren ver­puff­ten im Juli die elf Som­mer­ta­ge etwas. Bis auf 4 Grad gin­gen die Nacht­tem­pe­ra­tu­ren teil­wei­se zurück. Dafür war die Tro­cken­heit zurück (36 Pro­zent bei einer zusätz­lich über­durch­schnitt­li­chen Son­nen­schein­dau­er (143 Pro­zent).

Im August platz­te schließ­lich der Kno­ten, der Hoch­som­mer war da. Mit 16 Som­mer­ta­gen, davon fünf Hit­ze­ta­gen über 30 Grad, gab es zwar kei­ne neu­en Rekor­de. Auch bei der Tages­höchst­tem­pe­ra­tur (32,5 Grad C) am 9. August nicht. Die 124-prozentige Erfül­lung des Nie­der­schlag­solls täuscht ein wenig, resul­tiert doch fast die Hälf­te aus einem 18 stün­di­gen Dau­er­re­gen (51,8 l/qm²) zum Monats­en­de.

Mit einer Hoch­som­mer­pha­se zur Monats­mit­te glänz­te der Sep­tem­ber. Fünf Som­mer­ta­ge, davon vier am Stück, gin­gen mit einer gro­ßen Tro­cken­heit ein­her, bis kurz vor Monats­ul­ti­mo erneut 57,4 Liter pro Qua­drat­me­ter bin­nen zwei Tagen vom Him­mel pras­sel­ten.

Ein gol­de­ner Okto­ber fand 2020 nicht statt. Dafür blieb der Him­mel zu oft dicht. Nur 60 Pro­zent der übli­chen Son­nen­schein­dau­er wur­de regis­triert. Im Gegen­satz dazu brach­ten 98 Liter Regen pro Qua­drat­me­ter den vier­ten Platz der nas­ses­ten Oktober-Monate ein. Den drit­ten Monat in Fol­ge sorg­ten nur weni­ge Stun­den, dies­mal der 14. Okto­ber mit 45,9 l/qm, für den Groß­teil der Monats­men­ge.

Deut­lich zu mild (+1,8 Grad), nur 21 Pro­zent der nor­ma­len Nie­der­schlags­men­ge, aber mit 92 Son­nen­stun­den (190 Pro­zent) ist der Novem­ber der gro­ße Herbst­ge­win­ner.

Das gro­ße The­ma im Dezem­ber in der Grenz­re­gi­on war der Böh­mi­sche Wind. Ins­ge­samt beein­fluss­te er an 20 Tagen des Monats wei­test­ge­hend das Wetter- und vor allem Tem­pe­ra­tur­ge­sche­hen. Den­noch wur­de der Dezem­ber der elf­te zu war­me Monat des Jah­res. Bemer­kens­wert auch: Die ers­ten Eis­ta­ge des Jah­res, also wenn die Tages­tem­pe­ra­tu­ren unter 0 Grad C ver­blei­ben, gab es erst im Dezem­ber, nicht in den Hoch­win­ter­mo­na­ten Janu­ar oder Febru­ar.

D. Chris­toph