Olbernhau: Über kaum ein Thema lässt sich mehr diskutieren, schimpfen und klagen als über das Wetter. Und das war offensichtlich schon in früheren Jahrhunderten so. Letztlich auch völlig verständlich, waren doch die Menschen, allen voran die Bauern viel mehr als heute auf Gedeih und Verderb den Launen des Wetters ausgesetzt. Davon zeugen alte Aufzeichnungen und Schriften.
Von besonderen Hitzeperioden schreibt zum Beispiel Cyriax Spangenberg in seiner „Sächsischen Chronika“: „Vom Tage St. Johannes (24. Juni) bis zum 9. November im Jahre 933 war entsetzliche Hitze, so dass in den meisten Gewässern die Fische starben, der größte Teil der Bäume verdorrte und der Flachs verdarb.“ Das alles waren nur subjektive Wahrnehmungen, denn Wetteraufzeichnungen, so wie wir sie heute kennen, gab es damals natürlich noch nicht. Was den Wahrheitsgehalt dieser Dokumente keinesfalls keineswegs in Frage stellt.
Wie sah nun der zum Teil medial schon viel gescholtene Sommer, insbesondere der hier in diesem Artikel zu analysierende Monat Juli 2022 aus? War er wirklich so unerträglich heiß und trocken?
Nach zwei Sommertagen, am 3. und 4. Juli, mit Höchsttemperaturen von 28,4 bzw. 25,4 Grad verabschiedete sich der Sommer schon wieder. Fünf Tage in Folge mit zum Teil Werten deutlich unter 20 Grad, das ist sicher kein Sommer.
Nach 6,4 Litern Regen am Monatsersten kamen am 7. Juli noch einmal 12,9 Liter dazu. Die Regentonnen der Gärtner sollten damit eigentlich gut gefüllt gewesen sein. Das war für die folgenden drei Wochen auch bitter nötig, denn in diesem Zeitraum gingen nur noch vereinzelte Schauer in unbedeutenden Mengen von insgesamt nur rund 13 Liter pro Quadratmeter nieder. Dazu stiegen die Temperaturen ab 18. Juli nun endlich in den Hochsommerbereich. Verteilt über acht Tage zeigte das Quecksilber an drei Tagen davon bis zu 33 Grad in der Spitze am 19. Juli an. Doch in den mittleren Erzgebirgslagen ließen sich diese Temperaturen, die nur wenige Stunden auf einem Niveau über der 30-Grad-Marke lagen, gut überstehen.
Im Gegensatz zu den Großstädten kühlte es sich nämlich in den Nächten nahezu empfindlich ab. In 16 Nächten sanken die Tiefstwerte in Olbernhau unter zehn, in zwei davon sogar unter fünf Grad. Von tropischen Nächten (nicht unter 20 Grad), die im ländlichen Raum ohnehin äußerst auftreten, ganz zu schweigen. Am 26. Juli war es mit der Sommerphase ohnehin schon wieder vorbei. Nach nächtlichem Regen zum 30. Juli mit 14,8 Liter pro Quadratmeter kühlte es sich erneut empfindlich ab.
Die letztlich summierte Monatsmenge von 51,7 Litern bedeuten reichlich 54 Prozent vom Mittel. Nach einem etwa ebenso trockenen Juni ist der Sommer 2022 fast auf Rekordkurs Richtung Trockenheit der zurückliegenden 70 Jahre in Olbernhau. Nur 1964 fiel in den beiden Sommermonaten Juni und Juli zusammen mit 79,5 Litern noch weniger als in diesem Jahr.
Der Juli schließt insgesamt, sicher vorrangig den kalten Nächten geschuldet, nur um 0,3 Grad wärmer gegenüber dem 30-jährigen Mittel ab. Die Sonnenscheindauer lag mit 240 Stunden gut 12 Prozent über dem Soll.
D. Christoph