Olbernhau: Nach einem eher kühlen Jahr 2021 und einem im Trend der letzten Jahre liegenden 2022 brach das zurückliegende Jahr alle Rekorde. Nicht nur weltweit, wie medial umfangreich berichtet wurde, auch hier in Olbernhau lag der Mittelwert mit 9,4 Grad um 1,3 Grad über dem aktuell gültigen 30-jährigen Mittel von 1991 bis 2020 und somit um weitere 0,3 Grad höher als die bisherigen Rekordhalter 2018 und 2019.
Einzelrekordwerte wie heißester Tag oder wärmster Sommermonat wurden dagegen nicht gebrochen. Vielmehr herrschte ein durchweg nahezu permanent höheres Temperaturniveau über das ganze Jahr hinweg. Einzige Ausnahme: Der April. Der Schönwettergarant der zurückliegenden Jahre schwächelte nun schon zum dritten Mal in Folge. Mit einer negativen Temperaturabweichung von 1,8 Grad, 136 Prozent Niederschlag und nur 114 Sonnenstunden (62 Prozent) bildete er das Schlusslicht 2023.
Historisch außergewöhnlich in genau umgekehrter Richtung verlief der Start in das Jahr. Denn: 15,5 Grad am Neujahr 0:00 Uhr und am 2. Januar sogar 15,7 Grad um 4:25 Uhr sind, nicht nur in meiner Wetterchronik, beispiellos. Mit dem Durchzug einer Kaltfront an jenem 2. Januar spätabends gab es zwar einen Temperatursturz, so richtig Winter mit etwas Schnee wurde es aber erst zum Monatsende hin.
Ähnlich verhielt es sich im Februar. Er begann mit insgesamt vier sehr kalten Nächten unter minus 10 Grad, etwas Schnee fiel allerdings erst an den letzten drei Tagen des Monats.
Sehr sonnenscheinarm und niederschlagsreich zeigte sich der März. Erwähnenswert sind zudem die kälteste Märznacht mit minus 11,3 Grad am 1. März und ein Schneesturm in der Nacht vom 10. zum 11.
Nach dem oben bereits beschriebenen April folgte ein Mai der Gegensätze. Zwischen Bodenfrost am 18. und 25. Mai schoben sich am 21. und 22. zwei Sommertage mit über 25 Grad dazwischen. Möglich wurde das durch meist trockene, klare Luft. Davon profitierte die Sonnenscheindauer und nach drei Monaten mit kräftigem Niederschlagsüberschuss wurde es der zweittrockenste Mai seit über 70 Jahren.
Bodenfrost im Juni ist nicht ganz ausgeschlossen aber doch recht selten. Letztmalig gab es das 2009 und nun im letzten Jahr am 3. Juni. Doch der Juni zeigte sich sonnenscheinreich und zum Ende hin mit neun Sommertagen angenehm sommerlich. Zwei Gewitter am 22. und 30. sorgten mit 70 Litern pro Quadratmeter für das Gros eines über weite Strecken ansonsten oft trockenen Monats.
Der Juli mit seinen 13 Sommertagen, davon 4 heiße Tagen über 30 Grad und eine tropische Nacht, in der die Temperatur des nachts nicht unter 20 Grad fiel, das sind die wenig spektakulären Fakten, die zu einem guten Sommermonat dazugehören.
Nach zweieinhalbwöchiger Sommerpause lud der August vom 11. bis 26. zu einer Fortsetzung ein. An diesen 16 Tagen lagen die Tageshöchsttemperaturen durchweg über 26, oft sogar knapp an die 30 und drei Mal sogar leicht über 30 Grad. Dabei bildeten sich natürlich auch Gewitter. Ein Wetterschauspiel, dass das Herz eines jeden Sterne- und Wetterbeobachters höher schlagen lässt, ereignete sich in der Nacht vom 13. zum 14. August. Eine große Gewitterfront zog vom südlichen Sachsen-Anhalt Richtung Berlin. Über dem äußersten nördlichen Horizont zuckten pausenlos mächtige Blitze und genau darüber funkelten bei uns in der Region bei klaren Himmel die Sterne des Großen Bären.
Extrem trocken, ausgesprochen sonnenscheinreich und deutlich zu warm präsentierte sich der September. Mit elf Sommertagen über 25 Grad ließ er den bisherigen Spitzenreiter, den September 2018 (acht Sommertage) deutlich hinter sich.
Doch der Sommer hatte in dieser Kategorie immer noch nicht genug. Selbst im Oktober legte er am 2. und 3. mit 25,7 bzw. 25,4 Grad noch weitere zwei derartige Tage nach, und damit ein weiteres bisher nicht dagewesenes Novum in der Olbernhauer Wetterchronik. Insgesamt beläuft sich die Anzahl der Sommertage auf 53 und somit sechs mehr als im bisherigen Rekordjahr 2003.
Nach recht mildem Start läuteten am 24. November Blitz und Donner einen Wetterumschwung ein. Nun machte sich Nachtfrost breit und an den letzten Tagen beherrschte Schnee das Wettergeschehen. Bezüglich Sonnenschein war der Monat noch grauer als im Schnitt üblich und Niederschlag fiel so viel wie seit 2007 nicht mehr.
Doch das verstand der Dezember noch deutlich zu toppen. In einem Wintermonat fiel seit 1951 (so weit reicht die Olbernhauer Statistik zurück) binnen 24 Stunden noch nie so viel Niederschlag wie am 23. Dezember (55 Liter pro Quadratmeter). Berücksichtigt man die nicht unbedeutende Menge der Tage davor, kommt man auf 109 Liter pro Quadratmeter. Wäre das, entsprechende Minusgrade vorausgesetzt, alles als Schnee gefallen, hätte das eine Schneehöhe von über einem Meter bedeutet. Das wären wohl keine entspannte weiße Weihnachten geworden, vielmehr eine Katastrophe, denn mit einer derartigen Menge weiß heutzutage niemand mehr umzugehen. Aber es kam ja bekannterweise in Teilen als sehr nasser Schnee, Schneeregen und Regen vom Himmel. Bei 10 Grad am 1. Weihnachtsfeiertag sah man von der bis zu 27 Zentimeter dicken Schneedecke nichts mehr. Der Flöhapegel erreichte mit seinem Höchststand von 259 Zentimeter vorübergehend die Hochwasserwarnstufe 2. Das Schneechaos, das uns hier erspart blieb, wurde dann, je weiter man flussabwärts schaute, zu einer Hochwasserkatastrophe.
D. Christoph