Olbernhau: Die Ähnlichkeit des Januar 2022 mit dem des laufenden Jahres ist verblüffend. Die ersten beiden ungewöhnlich milden Tage des Vorjahres, mit 11 bzw. 13 Grad, schienen kaum überboten werden zu können. Aber was geschah? Erneut dieser 1. und 2. Januar 2023 legten mit 15,5 und 15,7 Grad nochmals deutlich eins drauf. Dass dieses Niveau Anfang Januar nicht gehalten werden konnte, war eigentlich klar. Am Abend des 2. Januar zog eine Kaltfront durch. So richtig nachhaltig wirksam wurde sie aber nicht, lagen doch in der Folge die Höchsttemperaturen aller Tage der ersten Monatshälfte immer noch zwischen zwei und sieben Grad über dem langjährig üblichen, also ähnlich wie im Vorjahr. All dies, und hier zeigt sich die nächste Parallele, es konnten diese hohen Temperaturen mit sehr wenigen Sonnenstunden erreicht werden. Mit nur 24 Stunden Sonnenschein läuft bereits eine kleine Serie von drei Januar-Monaten in Folge mit deutlich zu wenig Sonnenschein.
Für Januar ebenso ungewöhnlich: Den ersten deutlichen Nachtfrost gab es erst am Morgen des 17. mit minus 4,5 Grad. Zwei Tage später dann mit minus 10,5 Grad einmalig strengen Frost. Dazu gesellte sich Schneefall. Zunächst in sehr zaghaftem Umfang, in der Folge auch mal etwas heftiger. Das Maximum wurde dabei am 23. Januar mit einer Gesamtschneedecke von 17 Zentimetern gemessen. Mehr gab die insgesamt sehr spärliche Niederschlagsbilanz des Monats nicht her. Nur 49,8 Liter pro Quadratmeter entsprechen nicht einmal dreiviertel der üblichen Januarmenge.
Hauptsächlich dem Monatsauftakt geschuldet, schließt der Monat insgesamt um 2,8 Grad wärmer gegenüber dem langjährigen Mittel ab. Das bedeutet Platz 3 der letzten 45 Jahre.
Nun wäre es zu schön, vom Januar die weitere Wetterentwicklung, idealerweise schon den Sommer ein wenig vorhersehen zu können. So nach den Weisheiten der Bauernregeln: „Ist der Januar hell und weiß, wird der Sommer sicher heiß“. Doch leider ist das nicht so einfach. Nach 2017, dem schneereichsten Januar der zurückliegenden Jahre, der zudem sehr sonnig war, passte die Bauernregel perfekt. Es folgte ein recht warmer Sommer. Allerdings darf man dabei auch die Gegenbeispiele nicht außer Acht lassen. So ging den viel zu heißen Sommern 2018 und 2019 einmal ein viel zu milder und im anderen Beispiel ein zu kühler Januar jeweils ohne große Schneemengen voraus. Auch überdurchschnittlich „hell“, also viel Sonnenschein war dabei nicht auszumachen. Und auch der Hitzesommer 2003 folgte einem fast schneelosen Januar. Zuverlässigkeit sieht anders aus. So bleibt wieder einmal festzustellen, das Wetter lässt sich nicht vorab in die Karten schauen. Und die Bauernregeln haben zwar einen ganz guten Unterhaltungswert, die Sicherheit ist aber bei den meisten eher im Bereich Zufallstreffer angesiedelt.
Übrigens: Den letzten richtigen Winter mit einer geschlossenen Schneedecke fast durchgehend von Mitte November bis Ende März und 19 Nächten mit strengem Frost unter minus 10 Grad gab es 2005/2006.
D. Christoph