Olbernhau: Traditionell lässt der Olbernhauer Hobbymeteorologe Dirk Christoph in der ersten EK-Ausgabe des neuen Jahres das Wetter der zurückliegenden 365 Tage noch einmal Revue passieren. Aber lesen Sie selbst:
Das Jahr begann gleich rekordverdächtig mit ungewöhnlich milden 8 Grad um Mitternacht. Zwölf Starkwindtage gab es zu verzeichnen, davon zwei Sturmtage. Auf den Tag genau elf Jahre nach Orkan Kyrill fegte am 18. Sturmtief Friederike übers Land. Bis zu 19 Zentimeter Schnee am 20. Januar waren nur ein Intermezzo für wenige Tage, da es ab 24. mehrfach über 10 Grad warm wurde.
Dem wärmsten Januar seit elf Jahren folgte der kälteste Februar seit sechs Jahren. Gleichzeitig legte schon dieser Monat mit nur 8,8 Litern Niederschlag pro Quadratmeter den Grundstein für das zweittrockenste Jahr nach 2003 seit Aufzeichnungsbeginn in Olbernhau von 1951. Ein Schneeschauer brachte lediglich einen Zentimeter Schnee zusammen, der den gesamten Monat über weder Zuwachs bekam, noch die Chance hatte, bei eisigen Temperaturen abzutauen. In den Nächten sank das Thermometer auf bis zu minus 17,5 Grad und selbst am Tage schafften es die Werte mitunter nicht über minus 8 Grad anzusteigen. Die Sonnenscheinbilanz dazu fiel grandios aus und übertraf dabei die Vormonate November bis Januar zusammen.
Von seiner kalten Seite zeigte sich auch der März. Mehrfach sanken die Nachttemperaturen in den strengen Frostbereich unter minus 10 Grad. Schnee spielte wiederum keine große Rolle. Nur um den 20. herum gab es ein paar Tage mit bis zu 7 Zentimetern.
Mit einer positiven Abweichung von 5,3 Grad war ein April noch nie so warm wie 2018. Nach leichtem Frost am 6. trieb die unermüdliche Sonne mit ihrem fast doppelten Anteil gegenüber dem Soll die Temperaturen zwei Wochen später auf bisher nie erreichte Höhen von 25,9 Grad - ein Sommertag! Nur ein Tag mit richtig viel Regen (25 Liter am 16.) bedeutete erneut viel zu wenig für die um einige Wochen früher erwachende Flora.
Obwohl die Eisheiligen ausfielen und vier Sommertage bis zu 27,7 Grad keine neuen Rekorde hervorbrachten, führte die Temperaturkonstanz zu einem um knapp 3 Grad zu warmen Monat Mai. Die Trockenheit, denn wieder fiel deutlich weniger als die Hälfte des Solls, wurde immer mehr zum Dauerthema.
Das änderte sich im Juni mit einer ausgeglichenen Niederschlagsbilanz, aber nur rein statistisch. Denn am 1. zog ein Hagelunwetter über große Teile der Stadt Olbernhau und richtete vor allem an den Pflanzen mehr Schaden an, als dass die 51 Liter pro Quadratmeter binnen weniger als einer Stunde hätte nützen können. Mit acht Sommertagen könnte der erste meteorologische Sommermonat durchaus glänzen, wären da nicht einige Tage mit Höchsttemperaturen deutlich unter 15 Grad gewesen. Negativspitzenreiter war hier der 23. mit lediglich 11 Grad.
Nach dem letzten nennenswerten Regen am 10. Juli, bei bis dahin noch verhaltenen Temperaturen, drehte der Sommer in der Folge so richtig auf. Während der Hundstage (23. Juli bis 23. August), an die sich der Sommer recht korrekt hielt, wurden 25 Sommertage (über 25 Grad) und davon 12 heiße Tage (über 30 Grad) registriert. Für das Jahreszeitenmittel bedeutet es zudem, dass der Sommer 2018 den alleinigen Spitzenplatz eingenommen hat, noch vor den eng beieinander liegenden Sommern der Jahre 2015 und 2003. Neben den positiven Seiten der angenehmen Sommerwärme und der grandiosen Sonnenscheinbilanz aller drei Sommermonate rückten immer mehr die Probleme der immensen Trockenheit in den Vordergrund. Auch der Juli und August hatten jeweils nur rund ein Drittel der üblichen Regenmenge gebracht. Bis Ende August fehlten seit Jahresbeginn rund 220 Liter pro Quadratmeter. Die Menge von drei Monaten.
Im September wurde es nach kühlem Start von Tag zu Tag sonniger und wärmer und vom 10. bis 21. September erlebte die Region eine Spätsommerphase, die in den zurückliegenden vier Jahrzehnten Ihresgleichen sucht. In diesem Zeitraum stieg die Temperatur acht Mal über die Sommertagsmarke von 25 Grad. So oft wie noch nie zuvor. Dazu gab es am 20. September mit 28,5 Grad den wärmsten Tag in einer zweiten Septemberdekade. Dieser Tag hatte es insgesamt in sich, war er doch mit 20,3 Grad im Tagesmittel der wärmste je gemessene Septembertag. Doch der Monat war der Rekorde und Ereignisse noch nicht müde. Mit Durchzug von Tief „Elena“ stürzten die Temperaturen um rund zwanzig Grad ab. Am 24. September zeigte das Thermometer zur Mittagszeit nur noch 7 Grad an. Tags zuvor fegte Sturmtief „Fabienne“ mit kräftigen Schauern und Gewittern hinweg, das andernorts im Erzgebirge immense Schäden verursachte. Im krassen Gegensatz zu den noch vor Tagen herrschenden Sommertagen gab es am 26. mit minus 1,4 Grad den kräftigsten Frost in einem Septembermonat seit zehn Jahren.
Die Rekorde hielten sich auch monatsübergreifend. Vom 25. September bis 21. Oktober regnete es an fünf Tagen gerade einmal 1,5 Liter pro Quadratmeter. Föhn-Wind ließ die Temperatur mehrfach über die 20-Grad-Marke klettern. Sturmtief „Siglinde“ brachte am 24. endlich mit über 18 Litern etwas nennenswerten Regen, bevor ein Temperatursturz am 28. für einen nur wenige Stunden währenden Wintereinbruch mit dünner Schneedecke sorgte.
Die schon das ganze Jahr währende Trockenheit fand im November mit weniger als einem Viertel der üblichen Menge ihren Höhepunkt. Als es am letzten Tag des Monats mit 8,5 Litern mehr als im gesamten Monat vorher regnete, fiel dieser Regen auf den durch einige Tage Dauerfrost tiefgefrorenen Boden. Alles wurde binnen kurzer Zeit von einem rund einen Zentimeter dicken Eispanzer überzogen.
Der Dezember passte nicht ins Schema das Jahres. Er fiel zwar, wie neun weitere Monate auch, zu warm aus. Beim Sonnenschein fehlte ihm allerdings etwa ein Drittel und die Niederschlagsmenge lag mit 168 Prozent deutlich über dem Soll. Mit einer Matschschneedecke und Temperaturen um 0 Grad gab es sogar etwas weiße Weihnachten.
Das Jahr insgesamt schließt mit einer Rekordmitteltemperatur von 9,2 Grad. Mit 586 Litern pro Quadratmeter fielen an lediglich 139 Tagen nur 68 Prozent der langjährigen durchschnittlichen Niederschlagsmenge. Die Sonnenscheindauer liegt mit 1818 Stunden an 291 Tagen bei 136 Prozent und somit auf Platz drei hinter 2003 und 2011. Es wurden 45 Sommertage über 25 Grad registriert. Davon erfüllten 12 das Kriterium heißer Tag über 30 Grad, was jeweils Platz zwei bedeutet.
Dirk Christoph