EK-Rechtsecke - Mut zu „wahren“ Geschenken

Dezem­ber – Monat emsigs­ter Arbeit und fei­er­lichs­ten Inne­hal­tens. Oft Hek­tik beim Besor­gen von Geschen­ken, Tele­fo­ne läu­ten, Grü­ße schrei­ben und emp­fan­gen. Uns allen geht das so. Doch wie oft agie­ren wir doch an den wirk­li­chen Wün­schen vor­bei und las­sen die Chan­ce ver­strei­chen sie zu erfül­len.

Eine Anwalts­kanz­lei ist ein rie­si­ger Spie­gel zu erfah­ren was Men­schen wirk­lich bewegt. Der Geschäfts­mann, der im Streit mit sei­nem Mit­ge­sell­schaf­ter bei der Abwick­lung der Gesell­schaft ist, der Ehe­gat­te, der sich ein­ver­nehm­li­che Rege­lun­gen zu den Fol­gen der Tren­nung wünscht, Groß­el­tern, die sich Umgang mit ihren Enkeln wün­schen, Mit­ar­bei­ter, die sich mehr Aner­ken­nung vom Vor­ge­setz­tem wün­schen. All das spie­gelt wider, was oft wirk­lich wich­tig erscheint. Gera­de kurz vor Weih­nach­ten ver­dich­tet sich oft der Wunsch, die­ses eige­ne Pro­blem unbe­dingt noch im alten Jahr lösen zu wol­len. Mei­ne Mit­ar­bei­ter und ich wis­sen um die­se Pro­ble­ma­tik und inves­tie­ren also auch in die­ser Zeit viel Geduld und Ohr.


Schwie­rig wird es, wenn noch am 23.12. ein emo­tio­nal schwie­ri­ger Ter­min bei Gericht ansteht, von dem sich ein Betei­lig­ter Klä­rung sei­nes Pro­blems ver­spricht, der Ande­re aber wenig Inter­es­se an einer Ver­stän­di­gung zeigt. Da wird man abends zu Hau­se ganz still und fragt sich oft, ob der Streit die­sen Gang eigent­lich wert ist. Wes­halb waren bei­de oder eine der Par­tei­en nicht bereit früh­zei­tig Hil­fe von Drit­ten anzu­neh­men und ein Stück auf den ande­ren zuzu­ge­hen? Und ich fra­ge mich natür­lich auch, wer eigent­lich mein eige­nes Fest­tags­mahl zube­rei­tet, wenn mir die Zeit oder Muße dazu fehlt.

Wie „nervt“ es die Betei­lig­ten, wie­der Post in der Sache zu bekom­men, Wut zu spü­ren usw. Dabei ist es doch oft gar nicht so schwie­rig Frie­den zu schaf­fen. Wir müs­sen nur bei uns selbst anfan­gen und dem ande­rem, auch wenn es schwer fällt, ver­su­chen mit Ach­tung und Respekt zu begeg­nen. Dann las­sen sich Schritt für Schritt Lösun­gen fin­den, die auch geeig­net sind künf­ti­gen Streit zu ver­mei­den. So könn­ten in erwähn­ten Bei­spie­len die bei­den strei­ten­den Gesell­schaf­ter wech­sel­sei­tig ihre Vor­stel­lun­gen dar­stel­len, ver­su­chen den Kon­flikt über die Ein­schal­tung eines Media­tors zu berei­ni­gen, ohne zeit- und kos­ten­in­ten­si­ves Gerichts­ver­fah­ren, aber eben nur wenn bei­de bereit sind wech­sel­sei­tig nach­zu­ge­ben.

Kon­flik­te zwi­schen getrennt leben­den Part­nern kön­nen manch­mal durch klei­ne, net­te Ges­ten ent­schärft wer­den. Wäre es nicht schön, wenn die Mut­ter, bei der die Kin­der leben, beim Plätz­chen­ba­cken eini­ge davon ein­fach auch für den Vater mit­bäckt und die Kin­der sich freu­en dür­fen, wenn sie den Vater damit über­ra­schen kön­nen. Das wäre eine Ges­te, die hel­fen kann Frie­den zu schaf­fen, auch wenn die Eltern­be­zie­hung geschei­tert ist und bleibt. Die Kin­der wer­den es dan­ken. Oder wenn die Kin­der z. B. ein­fach über­ra­schend die Groß­el­tern besu­chen kön­nen, die sie schon lan­ge nicht gese­hen haben. Was hält uns ab so zu agie­ren? Oft ver­letz­ter Stolz, Gefüh­le usw.?

Weih­nach­ten ist eine Zeit des Inne­hal­tens. Wenigs­tens da wären sol­che klei­nen Höhe­punk­te doch für alle fried­lich, egal ob der ande­re das auch schafft. Ein für mich wei­ser Mensch hat­te mir mal gesagt: „Es ist egal, was frü­her pas­sier­te. Leb im Jetzt und sei dank­bar, egal ob da ein Dan­ke vom ande­ren zurück­kommt. Du kannst und musst nicht auf­hö­ren immer wie­der zu geben. Das ist gut für dich selbst. Und nimm Din­ge an, die du nicht ändern kannst!“. Recht hat er.„Leben und leben las­sen“ ist ein guter Leit­fa­den, der hilft gelas­sen zu leben.

Ich bin froh gesund zu sein und inner­lich auf­ge­räumt Weih­nach­ten bege­hen zu kön­nen, auch froh, nicht nach Geschen­ken schau­en zu müs­sen, die ich sowie­so nicht recht­zei­tig beschaf­fen kann oder will. Die Men­schen um mich her­um ver­ste­hen das Glück. Für die­se geschenk­te Zeit bin ich dank­bar.

Und noch fried­li­cher fühlt es sich an, wenn man auf unse­rem gemüt­li­chen Weih­nachts­markt oder anders­wo Men­schen sieht, denen es mit Geduld und offe­ner Kom­mu­ni­ka­ti­on gelang, auch für sich und ande­re Frie­den zu schaf­fen. Neh­men wir uns doch Zeit mal genau­er hin­zu­schau­en, was sich der ande­re wünscht und schen­ken das, was für den ande­ren wich­tig ist. Es könn­te gut sein, dass damit ein ange­spann­tes Kli­ma ent­schärft wer­den könn­te. Für die Oma ist das viel­leicht end­lich mal der lan­ge, gemein­sa­me Nach­mit­tag mit den Enkeln ohne Zeit­druck, für den Rad­fah­rer eine Idee für eine neue Rou­te im schö­nen Erz­ge­bir­ge usw.

Haben Sie Mut zu „wah­ren“ Geschen­ken!

Rechts­an­wäl­tin Anja Pan­kow – zugleich Fach­an­wäl­tin für Fami­li­en­recht –